Einführung - Arthur Honegger - König David 2007


Einführung zum Konzert am 9. Dezember 2007

Im diesjährigen adventlichen Konzert erklingt eine Komposition des Schweizer Musikers Arthur Honegger: sein Symphonischer Psalm in drei Teilen „König David“ nach dem Drama von René Morax für Sopran, Mezzosopran, Tenor, Erzähler, Chor  und Orchester. Das Werk wird in deutscher Sprache und zum ersten Mal in der Paul-Gerhardt-Kirche aufgeführt.

Arthur Honegger wurde am 10. März 1892 in Le Havre geboren. Seine Eltern waren Schweizer Bürger, der Vater arbeitete als Prokurist einer Kaffeeimportfirma.
Den künstlerischen Interessen ihres Sohnes standen die Eltern aufgeschlossen gegenüber und förderten seine Ausbildung. Die Mutter führte ihn durch eigenes Musizieren an Gesang und Klavierspiel heran. So konnte der junge Honegger von 1909 - 1910 das Konservatorium in Zürich besuchen. Er war dort Schüler von Friedrich Hegar, der ihn zu weiteren Musikstudien nach Paris empfahl. Am Pariser Conservatoire war Arthur Honegger von 1911 - 1913 Schüler u.a. von Lucien Capet (Violine), Charles-Marie Widor (Komposition/ Orchestrierung) und Vincent d’ Indy (Orchesterleitung). Von 1913 an lebte er als freischaffender Komponist, Kammermusiker und Dirigent endgültig in Paris und gewann unter den hier tätigen Komponisten der Vorgänger-Generation in Eric Satie, Claude Debussy, Maurice Ravel und Igor Strawinsky wegweisende Freunde. Honegger zählte mit Darius Milhaud, Francis Poulenc und drei weiteren Musikern zu der  „Groupe Les Six“, die um 1920  in Paris entstand, bewahrte jedoch seinen eigenen musikalischen Stil.

Das Schaffen von Arthur Honegger entwickelte sich in vielfältiger Weise. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde er ab 1920 zu einem gefragten Komponisten von Oratorien, Opern und Balletten. Er schrieb auch fünf Symphonien, ein reichhaltiges kammermusikalisches Werk, außerdem einige Filmmusiken sowie Musikstücke für den Rundfunk. Neben Darius Milhaud und Paul Hindemith war Arthur Honegger einer der fruchtbarsten Komponisten seiner Generation. In seinen etwa 200 Werken  verwendete er verschiedenste Stilmittel sowohl älterer Musikepochen wie auch die seiner eigenen Zeit von der mittelalterlichen Polyphonie bis zur Polyrhythmik, Polytonalität und Jazz; er bediente sich auch gelegentlich elektronischer Tonquellen. Charakteristisch für seine Kompositionen sind die unbedingte Formenstrenge („Musik ist Geometrie der Zeit“) und tiefe Innerlichkeit („Musik ist Gottesdienst“).

Obwohl der Komponist an Angina pectoris erkrankt war, unternahm er 1947 mit seiner Frau eine Vortrags- und Konzertreise nach Nord- und Südamerika. Von dieser Reise hat er sich nicht mehr erholt. Arthur Honegger verstarb am 27.11.1955 in Paris an einem Herzinfarkt.

Das Werk „Le Roi David“

Nach dem 1. Weltkrieg sollte der 1921 zur Wiedereröffnung des Volkstheaters in Mézières in der Nähe von Lausanne ein Drama des Dichters René Morax (1873 - 1963) über wichtige Stationen im Leben König Davis aufgeführt werden.
Arthur Honegger erhielt den Auftrag, innerhalb kurzer Zeit hierfür eine Schauspielmusik für Chor und Orchester zu schreiben. Die Uraufführung am 11. Juni 1921 war ein großer Erfolg; es gab elf Wiederholungen.
Als „König David“ auch in Winterthur gegeben werden sollt, ließ sich keine szenische Darbietung realisieren, weil keine ausreichend große Bühne verfügbar war. Honegger wurde dadurch angeregt, seine Schauspielmusik in ein Oratorium umzuarbeiten. Das in 3 Teile gegliederte Werk entstand 1923. Die Komposition wurde durch Sopran-, Mezzosopran- und Tenorsolisten erweitert, anstelle der Spielszenen wurde ein Erzähler eingesetzt. Dem Orchester wurden Streicher hinzugefügt und es erhielt eine sehr farbige Instrumentierung.

Der Chor singt in unterschiedlichen Besetzungen: er tritt zum Teil einstimmig, z.T. als gemischter vierstimmiger Klangkörper auf und auch getrennt in Frauen- und Männerchöre.
Quartenklänge, bitonale Melodielinien und eine reiche ornamentale Ausgestaltung bestimmen den Stil dieses Oratoriums.

David - Hirte und König
Die Geschichte des Königs David wird im Alten Testament erzählt. Sie ist in den beiden Samuelbüchern (Sam.1 und 2) und im 1. Buch der Könige aufgezeichnet. Diese Erzählung ist in der Literatur des Alten Orients von großer dokumentarischer Bedeutung. In ihr wir die Ära Davids besonders ausführlich geschildert. In gekürzter Form bildet sie die Textgrundlage für Honeggers Oratorium.

Erster Teil
Nach der instrumentalen Einleitung wird berichtet, wie Gott den Propheten Samuel beauftragt, den auserwählten König Israels, David, in Bethlehem zu salben.

David, der jüngste von acht Söhnen des Isai weidet dort vor der Stadt Bethlehem die Herde seines Vaters. David, der des Saitenspiels kundig ist, lebt fortan am Hofe König Sauls. Im Kampf gegen die Philister tötet David den Riesen Goliath. Das ganze Volk Israels preist den jungen Helden (Chor). Der eifersüchtige Saul ist aber gegen David und versucht ihn sogar zu töten. David flieht und sammelt um sich eine Schar von Kriegern. Von König Sauls Heer bedroht, stellt er sich auf die Seite der Philister. Von der Hexe von Endor erfährt Saul die Weissagung, dass die Israeliten vom Heer der Philister besiegt und er mit seinen Söhnen im Kampf von Gilboa getötet wird. Der 1. Teil schließt mit Davids Klagelied um Saul und seinen Sohn Jonathan, der ein treuer Freund Davids war.

Zweiter Teil
Mit den Worten „David ist König“ leitet der Erzähler den Teil ein.

David erobert Jerusalem und holt die Bundeslade nach Jerusalem. Er bringt mit dem Volk ein Dankopfer dar (Festgesang) und feiert ein Freudenfest mit dem Tanz vor der Bundeslade.

Dritter Teil 
Mit der Aufstellung der Bundeslade macht David seine neue Residenz Jerusalem auch zu einem religiösen Zentrum. Durch ehrgeizige Expansionen entsteht in kurzer Zeit das Großreich Davids. Sein wichtigster Sieg ist die endgültige Niederwerfung der Philister, die von nun an keine politische Rolle mehr in Palästina spielen.

Der 3. Teil des Oratoriums handelt aber auch von Davids Ehebruch. David, obwohl mit Michal, der Tochter Sauls verheiratet, verliebt sich in Bathseda, die Frau des Hethiters Uria. Um Bathseba heiraten zu können, verleiht er dem Uria ein militärisches Kommando und schickt ihn damit in den sicheren Tod. Diese Blutschuld lässt Gott nicht ungestraft: Das Kind, das er mit Bathseba zeugt, stirbt.
Absalon, Davids Sohn, rebelliert  gegen seinen Vater. Dieser muss aus Jerusalem fliehen. Der Aufstand des Absalon wird aber blutig niedergeschlagen und Absalon gegen den Befehl seines Vaters umgebracht.
Jehovas Zorn wird besänftigt durch Davids feierliches Versprechen, zu Gottes Ruhm einen neuen Tempel zu bauen und Gott lässt David den Tempelplatz finden. Als David sein Ende nahen fühlt, wird sein Sohn Salomon von dem Propheten Nathan zum Mitregenten gesalbt. Der sterbende David dankt seinem Gott für ein erfülltes Leben. Der Chor verkündet: „Gott verheißt: es wird kommen der Tag, wo eine Blume euch erblüht und ihr Gnadenkelch erglüht.“ Mit einem klangprächtigen „Halleluia“ wird das Werk beendet.
Die Verheißung Gottes erfüllt sich in der Geburt unseres Heilandes Jesus Christus in der Stadt Davids - in Bethlehem, wie sie uns in den Evangelien von Matthäus und Lukas im Neuen Testament der Bibel berichtet wird.  

                    Torolf Müller
 

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