Einführung: Stabat mater dolorosa - Es stand die Mutter schmerzerfüllt - 2017

Antonín Dvorák wurde 1841 in dem kleinen Dorf Nelahozeves nördlich von Prag geboren. Er war der älteste von acht Kindern. Sein Vater war Fleischer und betrieb einen Gasthof. Antonín erlernte das Fleischerhandwerk, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Aber schon sehr früh erkannte er, dass seine Leidenschaft nur der Musik gehörte. Immer wenn im Gasthof seines Vaters zum Tanz aufgespielt wurde, war der kleine Antonín mit seiner Geige mit dabei. Sein Vater freute sich über das musikalische Talent seines Sohnes.

Es war der Deutschlehrer Anton Liehmann der dem Buben den ersten Unterricht in Orgel, Klavier, Bratsche und in Musiktheorie gab. Vier Jahre später überzeugte der Lehrer Antoníns Vater, dass es besser wäre, seinen Sohn nicht zum Fleischer, sondern zum Organisten ausbilden zu lassen. Es ist dem Vater sicherlich hoch anzurechnen, dass er auf diesen Vorschlag eingegangen ist. Daraufhin besuchte Antonín Dvorák die berühmte Orgelschule in Prag, welche er als Zweitbester 1859 beendete. Von nun an beschloss er Berufsmusiker zu werden. Er spielte in einem Orchester Bratsche und gab Klavierunterricht.

Dabei lernte er fünf Jahre später seine erste große Liebe kennen, die Sopranistin Josephina Cermacova. Sie wies ihn jedoch ab. Im Jahr 1873 heiratete Dvorák Anna Cermacova, die Schwester von Josephina. Mit ihr führte er eine lange und glückliche Ehe.

Im September 1875 brach jedoch Unglück über die Familie herein. Das dritte Kind, die kleine Tochter Josepha, starb nach der Geburt. Aus diesem Schmerz heraus muss wohl Dvorák mit den ersten Skizzen für das Stabat Mater begonnen haben. Noch vor der Vollendung der Komposition starben auch die beiden Geschwister, zuerst die ältere Schwester Ruzena und dann kurz danach der erstgeborene Sohn Otakar. Dvorák vollendete nach diesen schrecklichen Erlebnissen das Stabat Mater.

Der Verfasser des Textes ist vermutlich der italienische Franziskanermönch Jacopone da Todi (13.Jahrhundert) oder auch Papst Innozens III. Der Text des mittelalterlichen Gedichtes besteht aus 20 Strophen, die Dvorák in 10 unabhängige Sätze zusammengefasst hat.

Es wurde ein großartiges und ergreifendes Vokalwerk, welches die Leiden der Schmerzensmutter Maria versucht nachzuempfinden. Die Uraufführung des Stabat Mater war im Dezember 1880 in Prag. Den internationalen Durchbruch erlebte Dvorák mit diesem Werk vier Jahre später bei der Aufführung in der Londoner Royal Albert Hall, selbst am Pult stehend, vor ca. 8000 Zuhörern.

Im Chor sangen 250 Soprane, 160 Alte, 180 Tenöre und 250 Bässe. Im Orchester spielten 44 Geigen, 16 Bratschen, 16 Celli und 16 Kontrabässe. Dvorák war von dem riesigen Chor und den zahlreichen Orchestermusikern beeindruckt, was letztendlich zum großen Erfolg dieses Chorwerkes führte. Der Triumph des Stabat Mater machte ihn in ganz Europa bekannt und berühmt. In England folgte auch gleich ein neuer Kompositionsauftrag, das Requiem op. 89 für das Chorfestival in Birmingham. Nach dieser Erfolgsserie schrieb Dvorák an seine Eltern nach Hause: "Überall reden sie von mir und schreiben, ich sei der Löwe der diesjährigen Musiksaison in London."

Der Freund und Förderer, Johannes Brahms, setzte sich bei dem damals weltbekannten Leipziger Musikverleger Simrock für die Veröffentlichung von Dvoráks Werken ein. Simrock veröffentlichte fast alle Werke. An den Rechten aller Werke verdiente Simrock später ein Vermögen. Für die Slawischen Tänze zum Beispiel bekam Dvorák 1878 umgerechnet 800 Euro.

1891 wird Antonín Dvorák zum Ehrendoktor der Universität Cambridge ernannt. Im gleichen Jahr wird er Leiter der Kompositionsschule am Prager Konservatorium. 1892 lädt die amerikanische Millionärin Jeanette Thurber Dvorák ein, in New York Direktor des National Conservatory zu werden. Zunächst lehnt Dvorák das Angebot ab trotz des ansehnlichen Jahresgehaltes in Höhe von 15.000 $. Etwas später sagt er aber doch zu.

In New York hatte Dvorák eine gute Zeit. Er komponierte dort sein wohl bekanntestes Werk die Sinfonie Nr. 9 Aus der Neuen Welt op. 95 in e-moll. Die Uraufführung im Dezember 1893, in der New Yorker Carnegie Hall, war ein überwältigender Erfolg. Die Musik der Schwarzen und der Indianer inspirierte Dvorák und regte ihn an, eine Verbindung zur Musik in seiner slawischen Heimat herzustellen. Nach drei erfolgreichen Jahren in Amerika kehrte er nach Prag zurück, um seine Arbeit am Prager Konservatorium wieder aufzunehmen.

Nach den Erfolgen in London kaufte sich Dvorák südlich von Prag einen schönen Landsitz in Vysoká  Dorthin zog er sich zurück zum Taubenzüchten und zum Komponieren. Er starb am 1. Mai 1904 nach kurzer Krankheit an einem Schlaganfall.

                                  Frieder Dworak

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